Die ältesten Lebewesen der Erde
Bakterien (griech. bakterion „Stäbchen“) sind die frühesten Lebensformen unseres Planeten. Im Laufe der Evolution passten sich die einzelligen Organismen unterschiedlichen Lebensbedingungen an. Je nach Spezies nutzen sie verschiedenen Stoffe zur Energiegewinnung. Es gibt Bakterienstämm, die Sauerstoff atmen. Andere überleben ohne Sauerstoff. Einige Arten trotzen extremen Bedingungen in heißen Quellen, hochkonzentrierten Salzseen oder im ewigen Eis der Antarktis.
Wir sind viele
Unzählige lebensnotwendige Bakterien unterstützen den menschlichen Organismus. Forschungen zufolge befinden sich in einem gesunden Darm schätzungsweise 100 Billionen Mikroorganismen mit einem Gesamtgewicht von etwa 2 kg. Verblüffend, oder?
Hohe Diversität
Eine gesunde Darmmikrobiota zeichnet sich durch die große Vielfalt verschiedener Bakterienkulturen aus: nützlich Bakterienstämme wie Lactobazillen, Bifidobakterien und Eubakterien, neutrale Bakterien und Fäulnisbakterien. Letztere erfüllen zwar wichtige Aufgaben, in zu hoher Zahl fördern sie allerdings Krankheiten. Sind viele Arten an protektiven (guten) Einzellern vorhanden, gilt die Flora als gesund. Die Bakterienspezies leben in einem symbiotischen Miteinander. Ein eigener friedvoller Mikrokosmos.
Einzigartig wie der Fingerabdruck
Mittlerweile ist erwiesen, dass jedes Lebewesen ein charakteristisches Bakterienprofil hat. Im Gegensatz zum angeborenen Fingerabdruck, verändert sich das Mikrobiom im Laufe der Zeit. Seine faszinierende Zusammensetzung gibt Aufschluss über den Lebensstil und mögliche Krankheiten. Die Laborergebnisse können Fragen beantworten wie: Welche Nahrungsmittel stehen auf dem Speiseplan? Eher pflanzlich? Eher tierisch? Leidet der Organismus an Übergewicht, Reizdarm oder Diabetes? Wie hoch sind die Entzündungsparameter?
Darmflora: Zentrum unseres Wohlbefindens
Die intestinale Mikrobiota ist mitverantwortlich, wie gut der Körper Nährstoffe aus der Nahrung aufnehmen kann. Sie steuert Entzündungsprozesse, einen Großteil der Immunabwehr und spielt eine wesentliche Rolle bei der Entgiftung. Seit einigen Jahren untersuchen Forscher zudem die Darm-Hirn-Achse: bestimmte Nervenbahnen, die Gehirn und Bauch miteinander verbinden. Studien belegen, dass eine ungünstige Bakterienzusammensetzung und Darmentzündungen, die Psyche beeinflussen können2. Durch Verknüpfungen mit dem gesamten Organismus gilt eine gesunde Darmflora als Quelle für ein ganzheitliches, gutes Lebensgefühl – weit über den lokalen Effekt hinaus.
Mikrobiota aus dem Gleichgewicht
Ungünstige äußere Einflüsse wie eine einseitige Ernährung mit hochverarbeiteten Lebensmitteln, Stress oder Medikamente stehen in Verdacht, die sensible Darmflora zugunsten krankmachender Bakterien zu verändern. Seit einigen Jahren nimmt die Wissenschaft dessen Einfluss auf unterschiedliche physische und psychische Krankheitsbilder verstärkt unter die Lupe. Eine dysfunktionale Mikrobiota wird beispielsweise mit Krankheiten wie Typ-2-Diabetes oder Fettleber in Verbindung gebracht.
Beeinflussbare Balance
Mit darmfreundlicher Nahrung, Probiotika und Präbiotika lässt sich das Milieu allerdings gezielt beeinflussen. Sie unterstützen die nützlichen körpereigenen Bakterienkulturen und bringen die dynamische Darmflora wieder ins Gleichgewicht. Positive Veränderungen lassen sich nach der Ernährungsanpassung laut einiger Untersuchungen übrigens bereits nach kurzer Zeit feststellen. Wichtig ist: Durchhalten – und die neuen Gewohnheiten langfristig beibehalten.